100 Jahre BApV

Das Versicherungsgesetz fasste die Rechtsgrundlagen für sämtliche von der Bayerischen Versicherungskammer verwalteten und vor dem Jahr 1933 gegründeten Versicherungs- und Versorgungsanstalten zusammen und zählte die Bayerische Apothekerversorgung, die bisher als selbständige Abteilung der Bayerischen Ärzteversorgung geführt wurde, als selbständige Anstalt des öffentlichen Rechts auf.

Die bisherigen Mitwirkungsrechte des Berufsstands wurde stark eingeschränkt und auf Anhörungsrechte reduziert.

Ab 1. Januar 1934 wird die Verwaltung der Ablösungskasse für die Witwen von Apothekenbesitzern der Bayerischen Apothekerversorgung übertragen.

In der 8. Verordnung des Reichsbürgergesetzes vom 17. Januar 1939 hieß es: „Bestallungen, Approbationen und Diplome jüdischer ... Apotheker erlöschen am 31. Januar 1939“

Auch für die Bayerische Apothekerversorgung bedeutete der Beginn des Zweiten Weltkrieges mit dem Einmarsch deutscher Truppen in Polen am 1. September 1939 einen schwerwiegenden Einschnitt. Sie musste Zwangsanleihen, die Häufung von kriegsbedingten Sterbefällen unter ihren Mitgliedern sowie den Ausfall von Personal hinnehmen.

Ab dem Jahr 1940 durften keine Landesausschusssitzungen mehr abgehalten werden. Die Mitwirkung erfolgte nur noch auf schriftlichem Weg.

Mit der 11. Verordnung zum Reichsbürgergesetz vom 25. November 1941 schufen die Nationalsozialisten die rechtliche Legitimation, um emigrierten und verschleppten deutschen Juden die deutsche Staatsangehörigkeit abzuerkennen und ihre Versorgungsansprüche erlöschen zu lassen. Auch die Bayerische Apothekerversorgung musste nunmehr die Zahlungen von Versorgungsleistungen an die betroffenen jüdischen Apotheker sowie deren Hinterbliebene einstellen.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges konnte die Bayerische Apothekerversorgung ihren Geschäftsbetrieb ohne nennenswerte Unterbrechungen weiterführen und die Auszahlung der laufenden Versorgungsleistungen gewährleisten.

Nach den Bestimmungen der Währungsgesetzgebung hätten die Renten im Verhältnis 10 RM = 1 DM umgestellt werden müssen. Die Bayerische Apothekerversorgung übernahm allerdings eine günstigere Umstellung, so dass Altrenten mit 60 % bis 75 % des bisherigen RM-Nennbetrags in DM ausgezahlt wurden. Schon bald konnten die Versorgungsleistungen wieder im Verhältnis 1:1 ausgezahlt werden.

Am 30.09.1948 fand die erste Landesausschusssitzung nach dem 2. Weltkrieg statt.

Das Recht zur Selbstversicherung für Selbständige und Freiberufler wurde gestrichen. Für die angestellt Tätigen wurden eine Befreiungsmöglichkeit von der Versicherungspflicht in der gesetzlichen Rentenversicherung geschaffen. § 7 Abs. 2 AVG sah vor, dass sich angestellt tätige Mitglieder berufsständischer Versorgungswerke zugunsten ihres Versorgungswerks von der Versicherungspflicht in der gesetzlichen Rentenversicherung befreien lassen konnten.

Damit hat der Bundesgesetzgeber ausdrücklich anerkannt, dass die berufsständischen Versorgungswerke ein gleichwertiger Ersatz gegenüber der gesetzlichen Rentenversicherung sind.

Bei der Bayerischen Apothekerversorgung bestand bis zur Einführung der Vollversorgung im Jahr 1962 eine Zusatzversorgung.

Das Leistungsspektrum sollte zu einer umfassenden Vollversorgung mit einer ausreichenden Berufsunfähigkeits-, Alters– und Hinterbliebenenversorgung ausgebaut werden. Dies erfolgte durch die Einführung der Vollversorgung im Jahr 1962 mit der sog. Gruppe B.

Die bisherige Zusatzversorgung (= Gruppe A) wurde aus Vertrauensschutzgründe weitergeführt. Die Mitglieder der Gruppe A hatten ein Wahlrecht entweder in der Gruppe A zu verbleiben oder in die Gruppe B zu wechseln.

Auch nach dem Inkrafttreten des Grundgesetzes war die Bayerische Apothekerversorgung aufgrund der historischen Gegebenheiten weiter für die Apothekerinnen und Apotheker im seinerzeitigen Regierungsbezirk Pfalz des Landes Rheinland-Pfalz – der ehemals bayerischen Pfalz - zuständig. Durch den Abschluss des Staatsvertrages zwischen dem Freistaat Bayern und dem Land Rheinland-Pfalz vom 4. September 1964, in Kraft seit 1. Mai 1965, wurde diese Zuständigkeit nachkonstitutionell abgesichert.

Die vorgeprüften Apothekeranwärter und die Kandidaten der Pharmazie werden Pflichtmitglieder. Eine Befreiung von der Angestelltenversicherungspflicht zugunsten der Bayerischen Apothekerversorgung war somit bereits während der Ausbildung nach den damaligen berufsrechtlichen Vorschriften möglich.

Ein weiterer großer Schritt in Richtung lebensstandardorientierte Vollversorgung war die Einführung der jährlichen Dynamisierung der Versorgungsleistungen zum Ausgleich des Kaufkraftschwundes im Jahre 1967.

Durch einen weiteren Staatsvertrag zwischen dem Freistaat Bayern und dem Land Rheinland-Pfalz vom 17./25. November 1969, in Kraft seit 1. Januar 1970 wurde die Versorgung des Gesamtbestandes der Apotheker / Apothekerinnen in Rheinland-Pfalz durch die Bayerische Apothekerversorgung sichergestellt.

Aus Anlass des Staatsvertrages fand die Landesausschusssitzung in Mainz statt.

Die Zugehörigkeit zur Gruppe A fiel für Neuzugänge weg. Die frühere Gruppe A wurde als auslaufender Bestand weitergeführt.

Als zusätzliches Gremium neben dem Landesausschuss wurde der Verwaltungsausschuss eingeführt, um die Mitwirkung des Berufsstands am Versorgungswerk auch während der Zeit zwischen den Landesausschusssitzungen zu ermöglichen.

Am 1. Juli 1975 konnte die Bayerische Apothekerversorgung auf ein halbes Jahrhundert erfolgreicher Tätigkeit als berufsständisches Versorgungswerk zurückblicken. Aus einer reinen Zusatzversorgung für den Fall der Berufsunfähigkeit hatte sich im Laufe dieser Zeit eine leistungsfähige und zeitgemäße Vollversorgung entwickelt.

Am 1. September 1978 trat der Staatsvertrag zwischen dem Freistaat Bayern und dem Land Baden-Württemberg vom 5. Mai 1978 in Kraft. Damit hatte sich auch der baden-württembergische Berufsstand der Bayerischen Apothekerversorgung angeschlossen.

Um die Interessen der Versorgungswerke gemeinsam zu vertreten, wird die Arbeitsgemeinschaft Berufsständischer Versorgungseinrichtungen (ABV) ins Leben gerufen.

Zum Informations- und Erfahrungsaustausch unter den Versorgungswerke der Apotheker wird die Ständige Konferenz der Versorgungswerke der Apotheker initiiert. Die erste Sitzung findet am 17. Oktober 1979 statt.

Aufgrund des Staatsvertrags vom 9./15. November 1984 gehört das Saarland zum Zuständigkeitsgebiet der Bayerische Apothekerversorgung.

Am 3. Oktober 1990 wird Deutschland wiedervereinigt. Unter Beteiligung der Arbeitsgemeinschaft Berufsständischer Versorgungseinrichtungen (ABV) werden enge Kooperationen mit den neu gegründeten Versorgungseinrichtungen geschlossen.

Die Bayerische Apothekerversorgung unterstützte die Apothekerinnen und Apotheker in den Bundesländern Sachsen und Thüringen bei der Gründung ihres gemeinsamen Versorgungswerks und begleitete die neu errichtete Sächsisch-Thüringische Apothekerversorgung in den ersten Jahren ihres Bestehens mit Rat und Tat nach dem Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“.

Das Gesetz über das öffentliche Versorgungswesen (VersoG) trat zum 1. Januar 1995 in Kraft. Es löste als Rechtsgrundlage das Gesetz über das öffentliche Versicherungswesen aus dem Jahr 1933 ab. Die Bayerische Versicherungskammer wird daraufhin in Versicherungskammer Bayern und Bayerische Versorgungskammer getrennt. Seitdem ist die Bayerische Versorgungskammer das Geschäftsführungsorgan der Bayerischen Apothekerversorgung.

Durch eine Rechtsänderung wurde die Mitgliedschaft im Versorgungswerk mit der Pflichtmitgliedschaft in der Berufskammer verknüpft.

Die Bayerische Apothekerversorgung erhält erstmals eine Internetseite, über die die Mitglieder informiert werden.

Seit dem 1. Januar 2002 ist der EURO das gesetzliche Zahlungsmittel. Der EURO ist daher auch bei der Bayerischen Apothekerversorgung die maßgebliche Rechengröße.

Zum 1. Januar 2005 tritt das Alterseinkünftegesetz in Kraft. Es regelt, wie Aufwendungen für die Altersvorsorge und Versorgungsleistungen einkommensteuerlich behandelt werden.

Zusätzlich zur bereits bestehenden Rechtsaufsicht wird durch eine Änderung des Gesetzes über das öffentliche Versorgungswesen (VersoG) auch die staatliche Versicherungsaufsicht auf das Bayerische Staatsministerium des Innern übertragen.

Die Bayerische Versorgungskammer das Geschäftsführungsorgan der Bayerischen Apothekerversorgung, unterzeichnet als erster deutscher Altersversorger die von den Vereinten Nationen (UN) unterstützten Prinzipien für verantwortungsvolles Investment (Principles for Responsible Investment = PRI).

Seit dem 1. Januar 2015 wird das klassische Anwartschaftsdeckungsverfahren um Elemente des offenen Deckungsplanverfahrens ergänzt. Es stehen nunmehr eine Reihe von Steuerungsmöglichkeiten zur Verfügung, die bis jetzt aber noch nicht eingesetzt wurden.

An der Richard-Strauss-Straße 76 beginnen im ersten Quartal 2020 die Rückbauarbeiten des ehemaligen Siemens-Gebäudes. Der Startschuss für die neue Verwaltungszentrale der Bayerischen Versorgungskammer in München-Bogenhausen.

Am 1. Juli 2025 sind seit der Gründung der Bayerische Apothekerversorgung 100 Jahre vergangen.